In einer sich immer schneller verändernder Welt, die sich ständig neue Anforderungen stellt, wird Resilienz zunehmend als Schlüsselkompetenz für das persönliche und berufliche Leben betrachtet. Doch was bedeutet Resilienz eigentlich? Und kann man Resilienz lernen?
Der Begriff Resilienz stammt aus der Materialwissenschaft und beschreibt die Fähigkeit von Materialien, nach einer Verformung wieder in ihre Ursprungsform zurückzukehren. Auf die Psychologie übertragen bedeutet Resilienz also die Fähigkeit, sich von Krisen zu erholen und gestärkt daraus vorzugehen. Vor allem im beruflichen Umfeld und bei Unternehmen wird die Förderung von Resilienz heute immer wichtiger.
In diesem Beitrag erfahren Sie, was Resilienz bedeutet, wie Sie diese innere Stärke entwickeln können und welche Strategien helfen, persönliche und berufliche Herausforderungen zu meistern. Darüber hinaus werfen wir einen Blick darauf, warum Resilienz nicht nur für Einzelpersonen, sondern auch für Unternehmen essenziell ist, und stellen konkrete Maßnahmen vor, um sowohl individuelle als auch organisationale Widerstandskraft zu fördern.
Resilienz – mehr als bloßes Durchhalten
Die Säulen der Resilienz: Was Resilienz stärkt und fördert
Ein Modell, das sich bewährt hat, um Resilienz anschaulich zu erklären, ist das der „sieben Säulen der Resilienz“. Diese Säulen bieten eine Basis, auf der Resilienz aufbauen kann. Die wichtigsten Säulen umfassen:
1. Akzeptanz: Es geht darum Dinge, die man nicht ändern kann zu akzeptieren, denn das entlastet ungemein. Mir ist bewusst, dass das nicht immer einfach ist, aber versuchen Sie von außen auf eine Situation zu blicken und schätzen Sie diese realistisch ein. Wenn Sie merken, hier ist nichts mehr zu machen, dann konzentrieren Sie sich auf die Aspekte, die Sie beeinflussen können.
2. Bindung: Hierbei geht es um die Bindung bzw. Beziehung zu sich selbst, zu anderen Personen, Gruppen und ganzen Systemen. Warum ist Bindung so wichtig? Bindung erfüllt das menschliche Bedürfnis nach sozialer Interaktion mit anderen Menschen und stärkt somit den Resilienzfaktor soziale Unterstützung. Ein stabiles Netzwerk aus Freunden, Familie oder auch den Kollegen und Kolleginnen auf der Arbeit bieten emotionale Unterstützung und oft auch praktische Hilfe, um mit Schwierigkeiten besser fertigzuwerden.
3. Lösungsorientierung: Konzentrieren Sie sich, wenn Sie mit Herausforderungen oder Krisen konfrontiert sind, auf die Lösung, nicht auf das Problem. Das machen Sie am besten indem Sie sich die Lösungen klar ausformulieren. Mit einer lösungsorientierten Haltung erleichtern Sie auch unter Stress den Zugang zu den eigenen Ressourcen.
4. Optimismus: Und hierbei geht es nicht um blinden Optimismus, sondern um den gesunden und realistischen Optimismus. Es geht darum trotz der schlechten Phase in der man sich derzeit befindet auch den Blick auf das Gute nicht zu verlieren.
5. Selbstwahrnehmung: Stärken Sie mit Selbstwahrnehmung die Beziehung zu sich selbst. Hören Sie auf Ihren Körper. Erkennen Sie die Signale Ihres Körpers und ordnen Sie sie ein – so können Sie Ihren Zustand verbessern.
6. Selbstreflexion: In dem wir uns selbstreflektieren und dabei auf unsere Reaktionen, Denk- und Gefühlsmuster blicken, sind wir eher in der Lager Stressreaktionen zu erkennen und entsprechend unser Verhalten anzupassen. Emotionen sind immer Hinweise unseres Körpers auf Bedürfnisse, wenn wir reflektiert mit diesen umgehen, können wir die Bedürfnisse dahinter erfüllen und so zu unserem Wohlbefinden beitragen.
7. Selbstwirksamkeit: Dies ist das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Herausforderungenmeistern zu können und das Bewusstsein dafür, dass unser Handeln Auswirkungen hat.
Mit diesem Modell lässt sich Resilienz gut beschreiben, aber mir ist klar, dass dies in Akutsituationen nicht hilft. Selbst wenn man weiß, dass man positiv denken, lösungsorientiert an die Situation rangehen oder sich mit Freunden oder Kollegen treffen soll, um der Situation zu begegnen, so ist es in Akutsituationen üblich genau das nicht zu tun. Denn in Krisensituationen spielen die inneren Prozesse, die emotional, unbewusst und unwillkürlich ablaufen, eine Rolle. Und diese sind wesentlich stärker als das bewusste Denken. An dieser Stelle kommen die erlernten resilienten Kompetenzen und Fähigkeiten zum Tragen, die Sie im Laufe der Zeit erworben haben oder die Sie in meinen Trainings und Workshops erlernen können.
Resilienz im Unternehmenskontext: Warum Resilienz für Firmen wichtig ist
Während Resilienz oft im Zusammenhang mit individueller Gesundheit besprochen wird, ist sie auch im Unternehmenskontext ein zentrales Thema. Organisationale Resilienz bezeichnet die Fähigkeit eines Unternehmens, auf Krisen flexibel zu reagieren und den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Unternehmen, die über eine hohe Resilienz verfügen, können auch unter schwierigen Bedingungen weiterhin produktiv arbeiten und bleiben langfristig wettbewerbsfähig. Die COVID-19-Pandemie hat die Wichtigkeit der organisationalen Resilienz verdeutlicht. Unternehmen, die schnell auf Homeoffice und digitale Prozesse umgestellt haben, konnten den Betrieb besser fortführen als andere Unternehmen. Diese Anpassungsfähigkeit zeigt, wie wichtig resiliente Strukturen für den Erhalt der Arbeitskraft und die Stabilität eines Unternehmens sind.
Resilienz und der Umgang mit Stress: Belastungen meistern, statt ihnen zu erliegen
Ein zentraler Aspekt der Resilienz ist die Fähigkeit, mit Belastungen – und damit auch Stress – konstruktiv umzugehen. Stress gehört für viele Menschen fest zum Alltag, sei es im Job oder privat. Besonders in Arbeitsbereichen mit hohen Anforderungen kann chronischer Stress zur psychischen Belastung werden. Wie wir bereits wissen, bedeutet Resilienz nicht, Stress einfach auszublenden, sondern Strategien zu entwickeln, um ihn gezielt zu bewältigen und so langfristige Belastungen zu verhindern.
Resilienz kann als Ergebnis des Zusammenspiels von verschiedenen Einflussfaktoren gesehen werden. Somit ist sie dynamisch, denn Resilienz entwickelt sich im zeitlichen Verlauf und in der Mensch-Umwelt-Interaktion. Sie ist variabel, auch wenn Personen zu einem bestimmten Zeitpunkt resilient waren, so ist es möglich, dass sie es zu anderen Zeitpunkten nicht sind. Resilienz ist situationsspezifisch, so können Personen in der einen Situation resilient sein und in einer anderen Situation nicht. Außerdem ist sie multidimensional, denn Einflussfaktoren können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und stehen in Wechselwirkung mit anderen Faktoren. Resilienz ist also das Endprodukt eines Prozessen, in dem Stressoren nicht beseitigt werden sondern Personen die Befähigung erhalten effektiv mit den Stressoren umzugehen.
Die Einflussfaktoren werden auch als Schutz-, Protektiv- oder Resilienzfaktoren bezeichnet. Diese Faktoren stärken die psychische Widerstandsfähigkeit. Dazu zählen Selbstwirsamkeit, soziale Unterstützung, Optimismus und positive Emotionen. Diese durch die Wissenschaft gut belegten Faktoren helfen dabei, Stress zu bewältigen und fördern die Fähigkeit, positiv mit Veränderungen umzugehen. Um negativen Auswirkungen von Stress vorzubeugen oder abzuschwächen und die Resilienz zu fördern, setzen Behandlungsformen genau an diesen Faktoren an und versuchen sie mittels verschiedener Methoden zu stärken.
Resilienz wird so zu einem Werkzeug, das psychische Belastungen abfedert und vor negativen gesundheitlichen Folgen schützt. Unternehmen können diese Belastungsbewältigung unterstützen, indem sie ihre Mitarbeitenden zur Resilienzförderung ermutigen und Maßnahmen wie Resilienztrainings oder eine gesundheitsorientierte Führungskultur etablieren.
Organisationelle Resilienz
Organisationelle Resilienz basiert auf ähnlichen Faktoren wie die individuelle Resilienz, wird jedoch in einem breiteren Rahmen angewendet. Eine resiliente Organisation hat:
Flexibilität: Resiliente Organisationen können schnell auf veränderte Situationen reagieren und passende Prozesse etablieren.
Innovation: In resilienten Organisationen ist die Bereitschaft vorhanden kreative Lösungen zu entwickeln, um unerwartete Probleme zu meistern.
Krisenmanagement: Resiliente Unternehmen habe ein gut organisiertes Krisenmanagement, so ist es in der Lage, sofortige Schritte zur Schadensbegrenzung einzuleiten.
Strategien zur Förderung von Resilienz im Unternehmen
Mit Hilfe von gezielten Maßnahmen können Unternehmen eine resiliente Unternehmenskultur schaffen:
1. Resilienztraing für Mitarbeitende: Schulungen, in denen Mitarbeitende lernen, mit Stress umzugehen und Resilienztechniken anzuwenden, sind ein zentraler Baustein zur Förderung der inneren Widerstandskraft der Belegschaft.
2. Gesundheitsförderliche Führung: Führungskräfte spielen eine zentrale Rolle bei der Förderung der Resilienz ihrer Teams. Wenn sie offen mit Belastungen umgehen und Mitarbeitenden Rückhalt bieten, wird die Resilienz der gesamten Abteilung gestärkt. An dieser Stelle kann ich Ihre Führungskräfte mit meinem 1:1 Mentoring unterstützen.
3. Flexible Arbeitsmodelle: Ein weiteres Beispiel ist die Flexibilität im Arbeitsalltag. Arbeitszeitmodelle, die auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden zugeschnitten sind, helfen, Stress zu reduzieren und die Balance zwischen Arbeits- und Privatleben zu verbessern.
4. Kommunikation und Vertrauen: Transparente Kommunikation fördert Vertrauen und die Bereitschaft, gemeinsam durch Krisen zu gehen. Unternehmen sollten daher auf eine klare und offene Kommunikation setzen, um das Vertrauen ihrer Mitarbeitenden zu stärken.
Fazit: Resilienz als Schlüssel für ein gesundes Leben und eine stabile Zukunft
Resilienz ist eine Kompetenz, die sowohl im persönlichen Leben als auch in Unternehmen eine wesentliche Rolle spielt. Für Individuen bietet Resilienz die Möglichkeit, stressigen Phasen und belastenden Situationen mit innerer Stärke zu begegnen. Für Unternehmen ist Resilienz die Grundlage, um langfristig bestehen zu können und auf unvorhersehbare Ereignisse vorbereitet zu sein.
Die gute Nachricht: Auch wenn Resilienz zu einem gewissen Teil stabil und bereits seit Geburt vorhanden ist, so ist sie auch trainierbar ! Mit den richtigen Techniken und der Förderung einer resilienten Unternehmenskultur können sowohl Einzelpersonen als auch Organisationen ihre Belastbarkeit steigern und so den Herausforderungen der Zukunft besser begegnen.
Nicht alle Krisen können allein bewältigt werden, egal wie resilient wir sind. Entscheiden Sie sich in solchen Situationen dafür, sich Expertinnen anzuvertrauen und mit ihnen gemeinsam den Weg aus der Krise zu gehen.
Literaturverzeichnis
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2. Moser, M., & Häring, K. (Hrsg.). (2023). *Gesund bleiben in kranken Unternehmen: Stressfaktoren erkennen und Resilienzkompetenz aufbauen.* Wiesbaden: Springer.
3. Kalisch, R., et al. (2020). *The Resilience Framework as a Strategy to Counteract Mental Health Issues.* New York: Academic Press. [weitere Literatur zur Erklärung der Resilienzansätze]
4. Bengel, J., & Lyssenko, L. (2012). Resilienz und psychologische Schutzfaktoren im Erwachsenenalter – Stand der Forschung zu psychologischen Schutzfaktoren von Gesundheit im Erwachsenenalter. Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung, Band 43. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
5. Helmreich, I., & Lieb, K. (2015). Resilienz – Schutzmechanismen gegen Burnout und Depression. InFo Neurologie & Psychiatrie, 17(2), S. 52–59.